Kaum eine Entwicklung hat die Welt in so kurzer Zeit so nachhaltig verändert wie die Digitalisierung. Neue Geschäftsmodelle sind durch das Internet entstanden, alte Branchen wurden umgekrempelt. Andere haben zu kämpfen oder sind ganz verschwunden. Ganz besonders sind Auswirkungen in Bereichen zu spüren, deren Produkte oder Dienstleistungen einfach zu digitalisieren sind – etwa bei Banken, in der Musikindustrie oder bei Zeitungen. Aber auch andere Industrie- und Wirtschaftszweige bleiben von den Folgen der Digitalisierung nicht verschont.
Mit den neuen Möglichkeiten haben auch die Ansprüche und Erwartungen der Nutzer zugenommen. Der Einzelne bezahlt dies mit mehr Leistung - im Alltag allerdings oft so versteckt und subtil eingefordert, dass wir gar nicht bewusst wahrnehmen, wie sich unser Verhalten ändert.
So erkaufen wir uns beispielsweise die Flexibilisierung unserer Arbeitszeit oft durch eine längere Erreichbarkeit. Damit weichen die Grenzen zwischen Privatleben und Arbeit immer mehr auf. Die Ruhephasen, die zum Abschalten und Erholen dienen sollen, verschwinden allmählich.
Nachrichten oder Filme werden immer öfter gestreamt. Häufiges Argument hierfür ist die zeitliche Unabhängigkeit. Anfangs hat man das Gefühl, weniger Zeitdruck und damit Stress zu haben. Erst ganz allmählich merkt man, dass es einen zeitlichen Fixpunkt weniger gibt, der dem Tag zuvor etwas Struktur gegeben hat.
Durch die Möglichkeit, im Internet einkaufen zu können, haben wir ein Angebot, das an Vielfalt nicht zu überbieten ist. Doch Auswahl heißt auch, Entscheidungen treffen zu müssen. Das bedeutet für viele Menschen Stress.
Dies sind nur einige wenige Beispiele, die aber alle etwas gemeinsam haben: Erst die Digitalisierung hat sie ermöglicht. Sie sind unumkehrbar und werden zukünftig noch viele weitere Lebensbereiche erfassen. Doch alle diese Annehmlichkeiten haben im übertragenen Sinne ihren Preis.
Gewinnen werden auf Dauer diejenigen, die den Preis, den sie zahlen, erkennen, und durch ein bewusstes und überlegtes Verhalten so gering wie möglich halten.